Begehbarkeit Hauptturm Burgruine Laufenburg
Fertigstellung 2007
Der
Hauptturm der Burgruine auf dem Schlossberg in Laufenburg überragt die
Stadt und wurde vermutlich um 1207 mit der Schlossanlage erstellt. Der
Hauptturm wurde als reiner Wehrturm zum Schutze des dahinterliegenden
Palas (Wohnteil) errichtet. Er hatte repräsentativen Charakter und war
nicht bewohnbar. Der Turm misst 8.40 Meter im Quadrat und wird von bis
zu 3 Meter dicken Mauern getragen. Der Hocheingang liegt auf etwa 6
Metern und führt über einige Stufen zur Erdgeschossdecke, nach weiteren 6
Metern folgt eine in das Mauerwerk gebaute Steintreppe und erschliesst
den neuzeitlichen Wehrboden auf 16 Metern. Der Ostgiebel reicht bis auf
20 Meter. Die neuzeitliche Wehrplattform war mit einem Backsteinboden
belegt. Der hochmittelalterliche Turmabschluss ist wegen der späteren
Umbauten nicht mehr bekannt, eine Überdachung wird vermutet. Es wird
angenommen, dass bereits in spätrömischer Zeit an selber Stelle ein
Wachturm stand. Dieser war Bestandteil der Befestigungslinie entlang des
Hochrheins.
Der Turm sowie die Burgruine sind im Besitz der Ortsbügergemeinde. Der Hauptturm untersteht der kantonalen Denkmalpflege.
Erste Ideen zu einer Begehbarmachung des Hauptturmes wurden im Jahre 2000 gesammelt. 2004 wurde unser Architekturbüro von der Ortsbürgermeinde Laufenburg beauftragt, verschiedene Varianten dafür auszuarbeiten. In Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege wurde ein konkretes Vorprojekt entwickelt, welches anlässlich der Ortsbürgergemeinde vom 27. Juni 2005 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Nachdem mit der Energiedienst Holding AG aus Laufenburg einen Sponsor gefunden werden konnte, wurde die Ausführung der Begehbarmachung im Sommer 2006 von den Ortsbürgern beschlossen.
Nach Sondierungen und Rückbauten auf der obersten Plattform des
Turmes, konnte mit den eigentlichen Bauarbeiten im Frühling 2007
begonnen werden.
Es wurde
verschiedene Varianten geprüft, um die Begehbarmachung des Hauptturmes
zu erreichen. Gefordert war eine Erschliessung, die den
Sicherheitsansprüchen genügt und sich in denkmalpflegerischer und
architektonischer Hinsicht mit dem Turm vereint und trotzdem als
eigenständiges Element in Erscheinung tritt. Zudem musste das Innere des
Turmes vor Witterungseinflüssen geschützt werden.
Die
Stahltreppe mit polygonalem Grundriss führt vom Turmfuss zum
Hocheingang. Für die Spindeltreppe wurden die Stufen aus trapezförmigen
Winkelrahmen an ein zweiteiliges Tragrohr geschweisst. Elegante
Gitterroste sind in den Stufen befestigt. Geländerpfosten und Handlauf
sind jeweils auf die Stufen aufgesetzt. Stahlseile bilden die
Geländerfüllung. Der Weg zum Hocheingang führt über einen Steg. Analoge
Gitterroste belegen auch hier den Boden der Stahlkonstruktion, die mit
Zugstäben biegesteif im Rechteck gehalten wird. Der Handlauf wird hier
von stehenden Rund- und Flachstaketen getragen. Die aussen liegenden
Konstruktionen sind feuerverzinkt und grafitgrau einbrennlackiert. Die
Innentreppe führt von der Erdgeschossdecke zur bestehenden Steintreppe.
Die gerade Treppe ändert bei vier Podesten die Richtung und findet ihren
Austritt auf einem letzten grossen Podest. Das Treppenauge ist rund
1.25 Meter breit. Die Stahlkonstruktion wird von einer äusseren Wange,
einem starken C-Profil getragen. Die Stufen sind aus rechteckigen
Winkelrahmen an die Wange geschweisst. Entsprechend der Aussentreppe
sind die Gitterroste in den Stufen befestigt. Die Treppe ist
feuerverzinkt. Der Ausstieg auf die Wehrplattform wird von einer
Stahlkabine geschützt. Sie misst 1.05 x 2.50 Meter und ist rund 2.10
Meter hoch. 40mm Stahlprofile tragen die Verkleidung aus Blech. Durch
eine Türe mit Lüftungsgittern und Glaseinsatz erreicht man die
Plattform. Die ganze Konstruktion ist feuerverzinkt. Auf dem Wehrboden
wurde rund 1.20 Meter Schutt abgegraben. Zum Vorschein kam im
Randbereich ein Backsteinboden. Diesen galt es nach Abklärungen mit der
Denkmalpflege zu schützen, das heisst, vor Ort zu konservieren. Ein
aufwändiger Schichtaufbau überdeckt nun die Backsteine und leitet das
Regenwasser in ein Entwässerungsrohr. Ein roter Tonklinkerbelag bildet
den oberen Abschluss der begehbaren Plattform.
Die Wände mit den Schiessscharten wurden verfestigt und die
ursprüngliche Grundform nachmodelliert. Am besten erhalten, da von der
Verwitterung geschützt, ist der Ostgiebel aussen und der Westgiebel
innen. Vergitterungen bilden ein Mass an Schutz gegen das Besteigen der
Mauern und Öffnungen.
Mit der Ausführung wurden vorwiegend Unternehmer aus Laufenburg beauftragt. Die Arbeiten erforderten ein hohes Mass an Vorbereitung, da einige Punkte mit der Denkmalpflege abgesprochen werden mussten. Besonders aussergewöhnlich waren die Kletterarbeiten der Seilmannschaft von der Firma Sekinger AG und die Transportflüge mit dem Helikopter für die Stahlteile der Firma Schnetzler AG. Eine logistische Herausforderung für alle Unternehmungen war der kaum fahrbare Zugangsweg zur Baustelle auf dem Schlossberg. Ende September 2006 wurde mit den Bauinstallationen für die Rückbauarbeiten auf dem Wehrboden gestartet. Rund 50 Kubikmeter Schutt wurden von Hand weggeschaufelt und Betonrückstände weggespitzt. In diesem Zusammenhang musste die hölzerne Fahnestange in Teile zerschnitten und abgebrochen werden. Der zum Vorschein gekommene Backsteinboden der ursprünglichen Wehrplattform löste eine Reihe von Abklärungen aus. Im Dezember und Januar wurde intensiv die Planung der Stahlkonstruktionen vorangetrieben, damit diese anschliessend in Produktion gehen konnten. Ab März 2007 wurde mit den eigentlichen Bauarbeiten vor Ort für die Begehbarmachung begonnen.
Am 2. Juni 2007 wurde der Hauptturm feierlich eingeweiht.